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Veranstaltungsreihe zum „Anthropozän“

Kurzer Rückblick auf die Veranstaltungsreihe

Die Veranstaltungen der Reihe „Wissen und Handeln im Anthropozän“ sind vorerst abgeschlossen! Wir blicken zurück auf zahlreiche Gespräche, Diskussionen, Filmabende uvm.

Hier eine kurze Übersicht:

Los gings am 12.12. mit einem Gespräche mit Annette Bhagwati, Leiterin des Anthropozän-Projekts am Haus der Kulturen der Welt in Berlin über deren Herangehenweise der künstlerischen Forschung an das Thema (hier gehts zum Mitschnitt). Noch am selben Wochenende sprachen wir per skype mit dem in den USA und Jakarta lebenden jungen Künstler, Kurator und Philosophen Etienne Turpin, der uns inspirierende Eindrücke von seiner Arbeit und Gedanken gab (Mitschnitt). Im neuen Jahr starteten wir mit dem der Kunst-Projekt-Doku „Leviathan“ über einen Fischtrailer, bevor wir uns in drei aufeinanderfolgenden Wochen mit den Ansichten dreier FachwissenschaftlerInnen auf das Anthropozän auseinandersetzen.

Mit Prof. Pereira sprachen wir über die Veränderungen der Biodiversität, mit Prof. Schlögel über neuste Ergebnisse der Klimaforschung und mit Prof. Gramelsberger über die Möglichkeiten der Klimamodellierung- und Vorhersage. Mit der Frage was Wissenschaft und Technik kann und darf setzte sich auch der Film „Das Netz“ auseinander, der die Biographie und Motive des Mathematikers und Öko-Terroristen „Ted Kaczynski“ verarbeitet. Am 5.2. folgte eine Dikussion zum Thema „Zeithorizont der Realpolitik vs. Zeitspanne des Anthropozäns“ mit dem Nachhaltigkeitsforscher Felix Ekardt, am 5.3. fand schließlich die Abschlussveranstaltung“ Politik des Anthropozäns – Politik für das Anthropozän“ mit dem Kunstwissenschaftler und Kurator Dr. Andreas Broeckmann statt, die für kontroverse Debatten sorgte (Mitschnitt).

Was noch fehlt ist die gruppeninterne Auswertung der Reihe: Was haben wir über das Anthropozän und die Welt gelernt? Was folgt für uns daraus? Wir freuen uns darauf zu diesen Fragen ein paar Thesen festzuhalten, die wir hier zur Diskussion stellen wollen.


Klickt hier um euch eine digitale Version unseres Flyers zur Veranstaltungsreihe „Wissen und Handeln im Anthropozän anzusehen.

In den letzten 200 Jahren, einem menschheitsgeschichtlich vergleichsweise kurzen Zeitraum, wurde die Erde gravierend verändert. Landwirtschaft, Industriekultur, Architektur und Eingriffe in Form von Tagebau und Erdölförderung haben Teile der Menschheit zum geologischen Faktor werden lassen. Unter der formalen Definition des Anthropozäns bündeln sich unterschiedliche Diskurse, die die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur betrachten. Sie werden von AkteuerInnen der Naturwissenschaften, Politik und Ökonomie derzeit maßgeblich geprägt. Das Anthropozän, vor 10 Jahren von Paul J. Crutzen als neues erdgeschichtliches Zeitalter ausgerufen, begann demnach mit der Industrialisierung. Es würde damit das seit 10.000 Jahren klimatisch relativ stabile Holozän ablösen, innerhalb dessen sich die menschliche Zivilisation entwickelte.

Aber was bedeutet es für die Menschen, wenn ihre Handlungen ein komplettes Zeitalter definieren? Welche gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Implikationen ergeben sich daraus? Wie kann damit umgegangen werden, dass die Überproduktion von Wissen zu immer weniger Gewissheit führt? Wie kann eine Einschätzung der gegenwärtigen menschlichen Lage getroffen werden, wenn menschliche Wirklichkeit von Technologien strukturiert wird, mit denen nur eine oberflächliche Interaktion stattfindet?

Der Diskurs um das Anthropozän wirkt auf den ersten Blick abstrakt. Jedoch sind die Folgen des Klimawandels für große Teile der Menschheit zur Realität geworden. Die genauen Zusammenhänge dieses Phänomens entziehen sich unmittelbarem, menschlichen Verständnis. WissenschaftlerInnen versuchen die menschliche Zukunft mit extrem spezialisierten Modellen und Prognosen vorherzusagen. Die theoretische Komplexität, die der Wissenschaftsbetrieb hervorbringt, führt immer mehr zu Ohnmacht und Ratlosigkeit, als dass sie zum Handeln ermutigt.

Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, mit den TeilnehmerInnen gemeinsam das Primat der Wissenschaft zu hinterfragen und eigene Perspektiven zu entwicklen. Die Versprechen von Wissenschaft und Politik, die Produktion von sicherem Wissen und die Beherrschung natürlicher Prozesse, werden an konkreten Beispielen diskutiert. Eine philosophische Reflexion von naturwissenschaftlichen und technologischen Prozessen bietet die Chance, die individuelle und kollektive Handlungsfähigkeit besser einschätzen zu können.


bisherige Veranstaltungen

18.12. 2014 – Studienkreis um 19:30 Uhr
Der Anthropozän-Studienkreis begleitet die Veranstaltungsreihe. Hier können Diskussionen vertieft und durch gemeinsame Lektüre ergänzt werden.


14.12. 2014 Gespräch mit Etienne Turpin um 20:00 Uhr
Skype-Gespräch (english)

      Turpin is a philosopher researching, curating, and writing about complex urban systems, community resilience, and colonial-scientific history. He completed his Ph.D. (Philosophy) in the Department of Theory and Policy Studies at the

Ontario Institute for Studies in Education

      (OISE) of the University of Toronto and works in Jakarta during the local rain seasons. He is a member of the

Urban Poor Consortium

      (UPC), an Indonesia-based non-profit and non-governmental organisation, which deals with a number of issues including community organisation for housing rights and eviction, urban poverty and the urban environment. He is director of

Anexact

    , a design research practice, which is committed to multidisciplinary urban activism, artistic and curatorial experimentation, and applied philosophical inquiry. Turpin will talk about his perspectives on self organisation, mutual aid with regard to the dynamics of urban slums in Southeast Asia, his engagement in Anexact and UPC and his critical approach towards ‚global governance‘ as an emerging paradigm during his talk.

12.12. 2014 – Vortrag von Annette Bhagwati um 18:30 Uhr
Das Anthropozän-Projekt. Ein Bericht – Die Projektkoordinatorin vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin spricht über das Projekt

    2013-2014 fand am Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin das Anthropozän-Projekt statt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren setzten sich Wissenschaftler, Kuratoren, Künstler, Politiker und Kulturschaffende in Konferenzen, Workshops, Ausstellungen, Musikprogrammen und experimentellen Formaten mit den vielfältigen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Implikationen der Hypothese eines ‘Erdzeitalters des Menschen” auseinander: Was bedeutet das Anthropozän für das Verhältnis von Mensch und Natur? Was müssen wir wissen, um die rasanten Veränderungen eines vom Menschen geprägten Erdsystems zu erschliessen und der von uns selbst geschaffenen Welt zu begegnen? Wie sollen wir handeln in einer Zeit, die vom Verlust von Gewissheiten, aber auch von neuen Erkenntnissen und Möglichkeitsräumen geprägt ist? Welche Rolle kommt dabei künstlerischer und kuratorischer Praxis/Forschung zu? In ihrem Vortrag stellt Annette Bhagwati anhand von Beispielen inhaltliche Schwerpunkte und methodische Ansätze des Anthropozän-Projektes vor.

05.12. 2014 – Film um 20:00 Uhr
Earth 2100 (english)

The documentary/Sci-Fi follows the account of Lucy, who is born into a society where people are desperate for natural resources, while the global temperature and population are highly increasing.


27.11. 2014 – Studienkreis um 18:00 Uhr
Jos gibt eine Einführung in die Science and Technology Studies, die sich u.a. mit der Erforschung des Wissenschaftsbetriebes und der Entstehung wissenschaftlicher „Fakten“ auseinandersetzen. Außerdem diskutieren wir einen Text von Susan Leigh Star zu diesem Thema.


20.11. 2014 – Studienkreis um 19:30 Uhr
Ort: Handstand&Moral (Merseb. Str. 88b)
„Natur und Gesellschaft bei Bruno Latour“

    Norman gibt einen Einblick in die Werke „Wir sind nie modern gewesen“ und „Existenzweisen“ von Bruno Latour. Außerdem spricht er über das Anthropozän-Observatorium des HKW. Thema des Studienkreises ist anknüpfend an die vorangegangenen Veranstaltungen die moderne Sichtweise auf die „Natur“.

13.11. 2014 – Vortrag um 19.30 Uhr
“American Sublime: Landscape Imagery in Art and Visual Culture”

    Elizabeth Gerdeman, an American visual artist, discusses her interest and fascination with the representations of place and its value, being an integral part of her research over the last several years. Her lecture focuses on describing images of the American landscape, particularly that of the sublime in painting of the 19th century and its contemporary manifestations, especially as it relates to paint, as well as consumer products and marketing practices.

http://elizabeth.gerdeman.com


06.11. 2014 – Exkursion ins Ortloff
Ausstellung mit dem Titel „New Natures“. (Jahnallee 73, Leipzig)
Besuch als Inspiration um im Anschluss über die Natur/en zu sprechen.


30.10. 2014 – Studienkreis
Das Anthropozän als neues Paradigma?

    Wir beginnen mit einer kleinen Einleitung und der Frage: Was ist eigentlich „neu“ am Anthropozän? Wieso verortet sich das Konzept als historischer Paradigmenwechsel, existierte doch bereits in den 1970/80er Jahren ein Bewusstsein für den menschlichen Einfluss auf Klima und Umwelt (Stichwort: Säureregen, Waldsterben, AKWs) – oder blicken wir noch weiter zurück – im Zuge der Lebensreformbewegungen seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts?

23.10. 2014 – 20.30 Uhr Vortrag und Film
Images of the whole world: “The Use and Abuse of Vegetational Concepts”

    Wir schauen den zweiten Teil der überwältigenden dreiteiligen Dokumentation “All watched over by the maschines of loving grace” die Adam Curtis für die BBC produziert hat. Zudem liefern wir einen Input zum Thema “Images of the whole world”

18.10. 2014 – Exkursion ins Haus der Kulturen der Welt (HKW, Berlin)
Für die Anmeldung zur Exkursion nach Berlin schreibt an: info@adi-leipzig.net.


16.10. 2014 – Auftakt des Studienkreises um 18:30 Uhr
„Wissen und Handeln im Anthropozän“

    Es erwarten euch mindestens drei Monate voller spannender Veranstaltungen und Studien rund um das „menschengemachte Zeitalter“.

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